Der ehemalige Weltklasse-Läufer Harald Schmid setzt sich mit der Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung „Kinder stark machen“ für Suchtprävention bereits im Kindesalter ein. Dafür wurde er im November mit dem „Goldenen Band“ ausgezeichnet. Im Interview spricht Schmid darüber, was ihm die Auszeichnung bedeutet und wie es über den Sport gelingen kann, Kinder und Jugendliche für ein suchtfreies Leben fitzumachen.
Harald Schmid, wie macht man Kinder stark?
Es geht dabei in erster Linie um Vertrauen. Wir wollen Kindern vermitteln: Wenn es Dir schlecht geht, suche Dir jemanden, dem Du vertraust und mit dem du reden kannst. Und wenn Du Probleme hast, die du nicht allein lösen kannst, dann suche Dir jemanden, der Dir hilft.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt unserer Arbeit mit Kindern ist das Schaffen von Abenteuern und Erlebnissen. Das sind kindliche Grundbedürfnisse – entweder der Sportverein erfüllt sie oder Kinder und Jugendliche suchen sie woanders.
Geben Sie uns einen Einblick in ihre tägliche Arbeit für „Kinder stark machen“?
Ich kümmere mich um die Schulungen der Übungsleiter und das Ausbildungskonzept, das ich in Abstimmung mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung entwickelt habe. Anfangs habe ich diese Schulungen komplett selbst gemacht. Um mit der Kampagne mehr in die Breite gehen zu können, haben wir uns mit Referenten aus den Sportverbänden verstärkt. Ab und zu gehe ich natürlich auch in die Turnhalle zu den Kindern. Schließlich muss man auch den Kontakt zur Basis halten (lacht).
Wie können Trainer Vertrauen schaffen und was geben Sie Ihnen mit?
Kinder lernen am meisten für ihr Leben im täglichen Spiel. Was wir zum Beispiel gerne mit den Kindern machen, ist das römische Wagenrennen. Das ist ein typisches Vertrauensspiel, bei dem Teams im Bereich der Koordination sehr gut zusammenarbeiten müssen, um voranzukommen.
Das lassen wir in den Schulungen nicht so stehen, sondern wir arbeiten danach den Begriff Vertrauen gemeinsam mit den Teilnehmern auf und lassen in ihnen das Verständnis dafür entstehen, warum Spiele mit diesem Hintergrund wichtig sind für Kinder. Wir vermitteln den Übungsleitern auch, dass es sinnvoll ist, mit den Kindern darüber zu sprechen und ihnen so etwas für das Leben beizubringen.
Inwieweit hilft Ihnen bei „Kinder stark machen“ ihre sportliche Karriere?
Bei Fortbildungen habe ich dadurch bei den Übungsleiterinnen und Übungsleitern einen kleinen Vertrauensvorschuss. Ich kann sie dadurch leichter erreichen, aber am Ende muss unser Programm auch gut sein. Die erste Viertelstunde zählt der Name und danach muss das Programm stimmen.
Warum liegt Ihnen Suchtprävention mit Kindern so am Herzen?
Als ehemaliger aktiver Leistungssportler hatte ich nach meinem Studium der Sportwissenschaften viele Möglichkeiten. Da ich während meiner Karriere sehr viel unterwegs war in der Welt, wollte ich nun etwas in meinem näheren Umfeld machen und die Idee, Kinder fürs Leben stark zu machen hat zu mir und meinem Sport gepasst. Ich weiß, wie es sich anfühlt, auf der Laufbahn zu stehen und über den Sport Herausforderungen zu meistern. Es macht mir einfach große Freude bei diesem Projekt dabei sein zu können und es mitzugestalten.
Was bedeutet Ihnen die Verleihung des „Goldenen Bandes“?
Ich freue mich über die Anerkennung und dass wahrgenommen wird, was ich tue. Aber Auszeichnungen sind natürlich nicht entscheidend – ich würde das alles auch ohne machen (lacht). Schön ist auch, dass durch diese Verleihung wieder einmal eine Öffentlichkeit für „Kinder stark machen“ hergestellt wurde.
Ich habe es eigentlich gar nicht so mit dem Aufhängen von Medaillen oder Urkunden. Insbesondere bei Sporttrophäen weiß ich oft gar nicht genau, wo die eigentlich sind. Aber die Urkunde von der Verleihung des „Goldenen Bandes“ hängt gut sichtbar in meinem Arbeitszimmer.